Am Anfang stehen immer Fragen!
In Forschungseinrichtungen und Unternehmen startete vor einigen Jahrzehnten eine Untersuchung, wie eine Speicherung von aktuell nicht benötigter Energie möglich ist, so dass sie zu einem späteren Zeitpunkt ohne zu große Verluste genutzt werden kann.
Ein gangbarer Weg schien damals der Einsatz von Zeolith zu sein, einem porösen Gestein, das aus Aluminium, Silizium und Sauerstoff besteht. Hat man dem trockenen Stein mit Wasser übergossen, so wurde der Zeolith-Stein mit ca. 80°C so heiß, dass man den nicht mehr in der Hand halten konnte. Wollte man das Wasser aus dem Stein entfernen, so musste man den Stein auf ca. 130°C erhitzen. Daraus ergaben sich für mich viele Fragen:
Warum besteht ein so großer Temperaturunterschied zwischen der Aufnahme von Wasser im Zeolith-Stein und dem Rauskommen von Wasser von fast 50K !
Was ist so anders im Zeolith, dass das Wasser so gerne hineingeht und warum braucht es so hohe Temperaturen, dass es wieder herauskommt?
Was ist denn so schön im Zeolith, dass das Wasser thermisch schon gezwungen werden muss, wieder herauszukommen?
Gedankliche Reise zum Wasser in einem Zeolith
Um den Fragen nachzugehen, beschloss ich in einer Fantasie- Meditation zu den Wassermolekülen in dem Zeolithen zu reisen. Ich stellte mir vor, dass mich auf die Größe eines Moleküls schrumpfe und das die chemischen Elemente Figuren sind und die sprechen können.
Ich habe lange meditiert, sehr lange und nichts passierte.
Ich wartete und wartete, schaute mich um. Es schien mir nichts da zu sein. Ich wollte schon wieder gehen, als sich zunächst ein Schemen, eine wage Erscheinung zeigte.
Erst blass, dann kräftig an Farben gewinnend, stark gebaut und mit beachtlichen Rundungen ausgestattet, zeigte sich die Dame Sauerstoff, die vor sich hin deklamierte:

„Es fehlen zwei zum glücklich sein in der Krone, zwei um unbeteiligt zu sein, zwei um frei zu sein. Schon so nah an der vollen Schale und doch nicht erreichbar.“
Sie sah mich an : „Was soll ich tun, ich reise nicht gern allein?“ „Ähm“, sagte ich „Ich weiß es nicht, denn ich verstehe Dich nicht!“
„Schade“, sagte die Dame Sauerstoff, drehte sich um und bevor sie verschwand sagte sie mir noch: “ Du hast Fragen; so höre zu! “
“Wie zuhören?” fragte ich noch, aber es gab keine weiteren Antworten.
Wie hört man zu, wo es keine Worte und alles so klein ist dass man es nicht sehen kann? Ich beschloss die Dame Sauerstoff zu malen. Dabei erzählte Sie mir viele weitere Geschichten. Ich hörte beim Malen zu und im Laufe der Jahre zeigten sich nach und nach auch andere Elemente und Moleküle.
Die coolen Giganten der Leere
Das leichte, flüchtige Helium

„ Wir entstanden bereits beim Urknall und enstehen immer noch aus der Verschmelzung zweier einzelnen Wasserstoff-Atomen in einer Sonne.
Aus eins und eins – wir schaffen die zwei!Wir verkörpern die Dualität im Sein.
Niemand kann uns schaden! Wir können überall hin. Niemand kann uns trennen – oder uns mit fremden Elektronen beladen.
Wir Schwingen mit reinem Vergnügen und genießen das sichere Sein.
Wir schwingen auf gleichen Bahnen, um die ewige Acht, die durch uns ins Sein gebracht“
Das ängstliche Lithium

„Ich bin das erste Element eines neuen Seins, das mit weiterer Energie, es auf eine gänzlich neue Schale schafft.
Ich bin da so allein! Ob noch andere folgen?
Ach, das dritte Elektron ist eine Last! Mein ganzes Bestreben ist es, dieses in einer Verbindung schnell wieder herzugeben, um dem Helium nach zustreben.“
Das joviale Beryllium

„Nun, nun, so schlimm ist das doch nicht. Sieh her, ich bin doch auch schon da! Auf dem Platz Dir gegenüber -und schließe so unsere gemeinsame Unterschale.
Ja, Ja, lacht nur, denn ich gleiche einem Pilz! Doch kommt es zum Gerangel, so mache ich dicht! So schaff ich’s, auch mit wenigen Elektronen, ein beständiger Partner für andere zu sein!“
Das stärkende Bor

„Nun ja, auch mich treibt weitere Energie an, eine neue Stufe in der zweiten Schale zu erklimmen.
Ich werde nicht weinen oder greinen, ich habe als seltenes Halbmetall Stand!
Ich werde zumeist meine Elektronen geben– aber –wenn es geht, werde ich auch nehmen.
Wer mit mir bandelt – kann sich drauf verlassen: Ich werde hart-bindend zu fassen.“
Die legendäre Dame Kohlenstoff

„Ich fühl mich ähnlich einer Waage und kann mich neigen zu der kleinen oder zu der größeren Energie-Schalen Seite.
Ich steh in der Mitte der zweiten Schale, kann gleich viele Elektronen geben oder nehmen.
Ich kann aber auch über Äonen mit mir selbst ganz zufrieden leben.
So richtig gemütlich ist das Leben mit der Dame Sauerstoff, drum bandeln wir so gerne miteinander an!
Heiß und feurig ist es mit dem coolen Wasserstoff. Aber auch mit dem Stickstoff bandel ich zuweilen an.“
Der trutzige Stickstoff

“Ach, ich hasse es allein zu sein.
Unerträglich summiert sich dann das Sein!
Wunderbar ist das Leben in der Verbindung mit einer meiner Art;
Dreifach gezackt, dreifach gepackt, so schnell kommt uns dann nichts dazwischen!
Wir wollen nichts richten und sind uns selbst genug im Sein!
Wir wollen gar nicht anders sein!
Doch bin ich allein, so greife ich sofort zu, nach dem coolen Wasserstoff, aber auch gerne nach der wehrhaften Dame Sauerstoff!“
Und ja, wie geben es zu, bisweilen auch nach der verwirrend schönen Dame Kohlenstoff.“
Der drängelnde Fluor

„Nur ein Elektron noch fehlt zur Unabhängigkeit. Das nehme ich mir – komm gib es her!
Ich fackle nicht lang – mach meinen Stirnlappen lang
und komme so leicht an das fehlende Elektron dran!
Das eine Elektron, das hol ich mir! Egal von wem, das muss jetzt her.
Am einfachsten ist´s beim Wasserstoff, der zwar ungeduldig zappelt hin und her;
aber so klein und leer wie der ist,
kostet mich das Elektron fast nichts!”
Das entrückte Neon

„Das Neon, das bin ich! Nicht groß und auch nicht spektakulär und trotzdem nicht leer!
Ich bin mit mir allein, stets glücklich und zufrieden in meinem Sein, denn alle Plätze sind mit Elektronen besetzt.
Nutzen ist für mich uninteressant!
Nähe nicht gesollt und nicht gewollt!
Ganz für mich allein, werde ich immer glücklich sein.
Moleküle – Geschichten von Liebe, Freundschaft und Knechtschaft
„Wisse“, sagte das Neon zu mir,; „Alle Elemente wollen sicher und beständig sein! Alle streben nach einer mit Elektronen voll besetzten Energie-Schale. Manche binden sich nur mit einem ihrer Art, manche gehen in Liebe zusammen. Andere binden sich in großen Verbänden, um glücklich mit vielen zu schwingen;
und einige werden gar zur Bindung gezwungen.“
„Ja“, sagte er so sinnend und drehte sich auf der Stelle in seinem Ring. “Ich glaube ich weiß, welche Geschichte Dir gefallen wird!”
Das Wasser-Molekül
In den ersten Tagen, als die Wasserstoffzwillinge (H2) und die Sauerstoffdamen (O2) mit anderen Atomen und Molekülen im Gasraum waren, wurden sie oft als Molekül auseinander gerissen. Dann konnte es sein, dass ihnen ein Elektron entrissen wurde. Das wollten Sie vermeiden.
So suchten der Wasserstoff und der Sauerstoff nach mehr zugewandter und sicherer Nähe im Sein. Die Sauerstoffdame so feurig wie eine Kugel ging mit den Wasserstoffzwillingen zusammen. Es bildete sich das Wasser, ein ganz besonderes Molekül aus.

Es war Liebe auf den ersten Blick – und –
keiner von beiden blickte je zurück.
Der Wasserstoff fest zu seinem Bruder steht und einer wie der andere, die Sauerstoffdame umhegt.
Der Weg zum Element war lang, doch nun vereint mit anderen Elementen, konnten sie sich lebenspendend geben.
Als Sie so in der Flüssigkeit vor sich her schwangen und zusammen nette kleine Liedchen sangen, kam mit einem Mal ganz viel Energie daher.
Erst schwangen allen mit Freude fröhlich im Verband umher, doch nach und nach, zog es sie lang und es zog sie quer!

Die Wasserstoffzwillinge wollen sich nicht teilen, Sie wollen bei der lieben Dame Sauerstoff bleiben!

Aber ach, es zieht sie so entzwei! Wo könnte bloß die Rettung sein?
Sie lösen sich aus der sicheren Gemeinschaft raus und steigen in den gasigen Raum darüber auf.
Oh Schreck, oh weh! Lang zieht´s die drei – schon fast entzwei!
Sie irren umher, es zerrt an ihren Bindungen sehr! Wohin sollen die drei gehen, um auch noch bei diesen Bedingungen zu bestehen?

Da stand einem Bollwerk gleich – ein Zeolith, voll von inneren Hohlräumen und Gängen.

Ach, wie freuen sich die Wassermoleküle! “Wie herrlich, wie sicher “ sagten Sie, “ ein richtig feines Heim!” Sie gehen voll Freude und Zuversicht in den Zeolithen hinein.
Der Zeolith umhüllt sie mit harmonischen Klängen.
Die Wasserstoffzwillinge sich eng um die Sauerstoff Dame drängen.
Warum sollte das Wassermolekül je wieder aus den schönen Poren entschwinden, um sich dann bei widrigen Bedingungen wiederzufinden?
Nein, da waren sie sich einig – und sahen es ganz klar!
Es ist ein Segen, sich in einem Zeolithen in Sicherheit zu begeben!